Cordyceps militaris

Puppenkernkeule

(L.) Fr. 1818
Familie: Cordycipitaceae
© Dieter Gewalt
militaris = kriegerisch

Im spannenden Reich der Pilze findet man Spezialisierungen, die den Laien verblüffen. Ein faszinierendes Beispiel ist die Orangegelbe Puppenkernkeule Cordyceps militaris, denn sie parasitiert auf Schmetterlingspuppen. Das Epithet militaris im binären Namen unterstellt dem zierlichen Keulchen kriegerische Intentionen, es erobert quasi die Puppen und macht sie kampfunfähig. Aus der befallenen Puppe wird sich nie mehr ein Schmetterling entwickeln, sie ist von ihrem parasitären Besatzer im wahrsten Wortsinn ausgesaugt worden. Man darf die Art mit Fug und Recht als Seltenheit einstufen, auch wenn sie wegen ihrer geringen Größe und dem verborgenen Wachstum vielfach übersehen wird. Im Rhein-Main-Gebiet sind uns mehrere Fundorte bekannt, von denen die Freizeitanlage Gänsbrüh bei Dudenhofen einen beachtlichen Bekanntheitsgrad erlangt hat. Von Spätsommer bis Herbst kann sie hier bei ausreichender Feuchtigkeit weit verstreut im moosigen Gras der Wiese beobachtet werden. 2017 ist sie auch etwa hundert Meter vom Park entfernt an einem Waldweg gefunden worden. Zum Schutz der in den Roten Listen als gefährdet eingestuften Art kann der einzelne Pilzfreund wenig tun. Nur durch den Erhalt von Biotopen, die den Schmetterlingsraupen zur Verpuppung dienen, kann der Rückgang des hübschen Pilzchens verhindert werden.

Wie die Puppenkernkeulen von der Gänsbrüh im Jahr 2007 Karriere gemacht haben, hat Hermine Lotz-Winter in einem nett zu lesenden Fundkorb-Beitrag erzählt.

In China wird der Pilz recht teuer in Apotheken gehandelt, weil er angeblich die männliche Potenz steigern soll, wofür es keine wissenschaftlich haltbaren Ansätze gibt.

Weiterführende Literatur:

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Dieter Gewalt.
Zuletzt aktualisiert am 29. Juli 2020