Bryoria capillaris
Grauer Moosbart
Unter den Bartflechten ist der Graue Moosbart Bryoria capillaris eine der seltenen Arten. Sie wird in der Roten Liste der Flechten Deutschlands in der Gefährdungsstufe 2 geführt. Sie ist bei uns eine Art kühler, luftfeuchter, gerne nebeliger Berglagen, wo sie meist an freistehenden Bäumen wächst. Obwohl man sie auch an Laubbäumen findet, werden doch Nadelbäume bevorzugt.
Wir fanden sie am 21. Februar 2025 bei einer Kartierung im Nordschwarzwald in einem lichten Kiefernwald auf saurem, torfigem Boden, in etwa 720 mNN. Beim fleißigen Absuchen des Bodens stießen wir auf eine 15 cm lange Bartflechte, die an einem dünnen Kiefernzweig angeheftet war (siehe Foto oben).
Morphologische Merkmale (in Anlehnung an Wirth & Düll 2000)
Der Thallus ist hängend, bis ca. 30 cm lang und in der Farbe grau, oft mit grünlichem Einschlag. Er wächst direkt am Stamm oder an den Ästen/Zweigen des Wirtsbaumes und ist stets nur an einer Stelle angewachsen. Die stielrunden, glatten Äste, die man aufgrund ihrer filigranen Struktur eher als „Fäden“ bezeichnen kann, haben maximal 0,5 mm Durchmesser und sind gabelig verzweigt („dichotom“), wobei die Tochteräste meist etwa gleichlang sind. Die Fäden sind hohl im Schnitt. Sogenannte „Kurzzweige“ besitzt unsere Art nicht. Isidien findet man keine, Apothecien so gut wie nie. Sorale sind bei manchen Exemplaren vorhanden, bei unserem Fund suchten wir vergeblich danach. Die makrochemischen Farbreaktionen (Tüpfelreaktionen) zeigen folgende Verfärbungen des Thallus: mit Kalilauge (KOH) intensiv gelb.
Neuerdings wird die Art nur noch als „Chemotyp“ von Bryoria fuscescens geführt, also heißt das Taxon aktuell „Bryoria fuscescens Chemotyp capillaris“.
Verwechslungsmöglichkeiten
Der Braune Moosbart Bryoria fuscescens kommt wesentlich häufiger vor, ist in der Farbe mehr bräunlich und besitzt völlig andere Tüpfelreaktionen des Thallus, nämlich mit Kalilauge (KOH) negativ , und p-Phenyldiamin (PPD) rot verfärbend oder auch negativ.
Die Usnea-Arten besitzen, im Gegensatz zu den Bryoria-Arten, in jedem Ast mittig einen dehnbaren, weißen Zentralstrang.
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Weiterführende Literatur:
- Kirschbaum, U. & Wirth, V. (2010): Flechten erkennen – Umwelt bewerten: 77.
- Wirth, V. (1995): Die Flechten Baden-Württembergs, 2. Aufl., 1006 S.; Ulmer, Stuttgart: 184-184.
- Wirth, V. & Düll, R. (2000): Farbatlas Flechten und Moose: 24.
- Wirth, V. et al. (2011): Rote Liste der Flechten und flechtenbewohnende Pilze Deutschlands.
- Wirth, V. et al. (2013): Die Flechten Deutschlands: 237-241.
- Wirth, V. & Kirschbaum, U. (2024): Die Flechten Mitteleuropas. Bestimmung und Beschreibung der wichtigsten Arten: 158.
- https://www.wikidata.org/wiki/Q10509870
- https://italic.units.it/index.php?procedure=taxonpage&num=337