Ganoderma applanatum

Flacher Lackporling

(Pers.) Pat. 1887
Familie: Ganodermataceae
© Dieter Gewalt
Synonym: Ganoderma lipsiense
applanatum = abgeflacht

Die Fruchtkörper des Flachen Lackporling sind stets so hart wie das Holz, an dem sie konsolenartig wachsen. Die helle Porenschicht frisch wachsender Exemplare (der Pilz ist mehrjährig, was an den geschichteten Röhren gut zu erkennen ist) lässt sich mit dem Fingernagel oder spitzen Ästchen ritzen, sodass man auf ihr schreiben oder malen kann. In England wird er daher auch “Artist´s Fungus” genannt. Bei einer unserer vhs-Wanderungen an der Gänsbrüh bei Rodgau-Dudenhofen haben wir etliche von ihnen gefunden und darauf gekritzelt. Im Gegensatz zu unserem dilettantischen Versuch kann man die Malereien begabterer Pilzfreunde fast schon als Kunstwerke bezeichnen.

Abb. links: unser Fund -- Abb.rechts: kunstvolles Gemälde (Foto: Alex Ex, wikipedia)

Im Sommer und Herbst produziert der Pilz enorme Mengen von Sporen, die sich in der Umgebung (auf Blättern, Moos, etc.), erstaunlicherweise aber auch auf der Hutoberfläche ablagern. Naturfreunde fragen sich oft, wie es dazu kommt, dass das an der Hutunterseite austretende zimtbraun gefärbte Sporenpulver zunächst aufsteigt, um dann auf die Oberseite abzusinken. Verantwortlich für dieses Phänomen soll das in Bodennähe in der Umgebung des Pilzes herrschende Mikroklima sein, das eine für den Menschen nicht fühlbare Thermik erzeugt. Diese Theorie erklärt jedoch nicht, weshalb dieses Phänomen vor allem bei Lackporlingen zu beobachten ist und bei anderen Pilzarten nicht.

Ein wichtiges makroskopisches Kennzeichen des Flachen Lackporlings ist die mit dem Fingernagel eindrückbare graue bis braune Kruste. Beim mitunter recht ähnlichen Wulstigen Lackporling Ganoderma adspersum ist diese dicker, härter und nicht eindrückbar. Außerdem unterscheiden sich beide durch deutlich unterschiedliche Sporengrößen (Maßangaben von Hermann Jahn):

Flacher Lackporling: 6 - 8,5 x 4,5 - 5 µm
Wulstiger Lackporling: 9 -11,5 x 6 - 7,5 µm

Der Flache Lackporling ist die mit Abstand häufigste Art der Gattung und vor allem in Laubwäldern zu finden, besonders an Stümpfen von Buchen, aber auch an totem Nadelholz.

Die nachfolgenden Fotos zeigen den Flachen Lackporling ohne aufliegendes Sporenpulver, links ein nasses Exemplar nach einem Regen, rechts ein trockenes. Hier ist auch eine deutliche Zonierung und die weiße Zuwachskante zu erkennen.

Hutunterseite mit Zitzengallen

Sehr häufig ist die Unterseite des Pilzes mit sogenannten Zitzengallen besetzt. In ihnen wachsen die Maden der Pilzfliege Agathomyia wankowiczi heran, die bei Reife die Gallen durchbohren, zu Boden fallen und sich dort verpuppen. Auch dies kann als Alleinstellungsmerkmal für den Flachen Lackporling gelten, denn die Gallen kommen ausschließlich an dieser Pilzart vor.

In Deutschland sind sechs Ganoderma-Arten nachgewiesen. Eine überschaubare Anzahl, aber nur eine von ihnen, der Flache Lackporling, ist häufig und weit verbreitet. Unter den anderen befinden sich mit G. carnosum und G. resinaceum zwei, deren Artrang nicht von allen Mykologen anerkannt wird.

Weiterführende Literatur:

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Dieter Gewalt.
Zuletzt aktualisiert am 5. November 2020